Aero-Club Langenselbold

    
Susanne Schödel erlebt turbulente Rückholtour/ Verschlammte Äcker, Flugzeuge und Hängergespanne/ Grenzkontrolle verlief zäh

Bei der 31. FAI Segelflug-WM in Szeged/Serbien ist  Susanne Schödel vom  AC  Langenselbold derzeit beste deutsche Pilotin  der 15-Meter Klasse. Martin und Georg Theisinger liegen deutlich hinter der amtierenden  Frauenweltmeisterin, die in Szeged weiter Punkte gut machen will. So bleiben Susanne Schödel noch vier Flugtage, um sich in der Wertung vom 25. Gesamtrang wieder Richtung Top Ten  vorzuarbeiten.

Wertungsflug vier wird die Ventus  2 Pilotin so schnell nicht mehr vergessen. Eine Außenlandung in Serbien brachte ein einziges Abenteuer. Eigentlich hatte die 15-Meter Klasse eine Flugaufgabe von 334,1 km zu absolvieren. Doch der Flug verlief bei zunehmender Blauthermik nahtlos zäh." In 200 - 600 Meter über Grund sind wir quasi mit dem ganzen 15-Meter Klasse Pulk über die Donau gekrochen" schildert Susanne den anstrengenden Flug. Ohne die anderen Flugzeuge, die immer wieder Aufwinde markierten; hätte man es nicht lang geschafft  oben zu bleiben!"

Doch ausgerechnet die letzte Wende lag über Serbien. „Gegen eine tiefstehende Sonne konnte man die Landschaft in Flugrichtung nur schemenhaft erkennen" so Schödel. Dann war klar, das gar nichts mehr geht: wir mussten landen. Einladend sah das Ganze nicht aus, da viele Felder eher einer Sumpflandschaft, vom Regen der Vortage glichen.

Volle Konzentration für Susanne war gefragt, als sie ihren Ventus 2 sicher zur Erde zurückbrachte. Rund um sie herum landeten immer mehr Konkurrenten auf diversen Feldern. Auch Georg Theisinger war mittlerweile neben seiner Teamkollegin in Serbien gestrandet. Bruder Martin abseits auf einem Acker gestrandet. „Alleine im fernen Land hieß es für Martin Theisinger ".

Beim Versuch eine Zufahrt für die Rückholmannschaft zu finden, traf er als erstes einen Angler, der zu verstehen gab, der Weg ginge hier nicht weiter. „An diesem Abend bin ich bestimmt  12 Kilometer gelaufen um eine Zufahrt zu finden". Zwei Osteuropäische Piloten versorgten Theisinger mit etwas Essbaren. Die Fliegerkamerdschaft fand er toll. Im nahen Dorf tobte derweil ein Volksfest. Die russischen Piloten rieten ihm jedoch davon ab, ohne Russische Sprachkenntnisse ins Dorf zu gehen. So blieb er am Flugzeug um der Dinge zu harren.

Nachbetrachtung nach einer anstrengenden Rückholfahrt die, Mitten in der Nacht endete. Von links Georg Theisinger, Martin Theisinger, Susanne Schödel und Mannschafts Coach Uli Schwenk.

Nachbetrachtung nach einer anstrengenden Rückholfahrt mit Ende mitten in der Nacht. Von links Georg Theisinger, Martin Theisinger, Susanne Schödel und Mannschafts-Coach Uli Schwenk.

Mittlerweile hatte sich herumgesprochen, dass 27 Hängergespanne im Niemandsland zwischen Ungarn und Serbien standen. In der Luft war der Einflug klar geregelt, aber an Rückholtouren mit dem Auto hatten die Organisatoren wohl nicht gedacht. Nach langen Verhandlungen setzte sich der Hänger Konvoi mit 27 Gespannen in Bewegung. Klar war aber nicht, ob es befahrbare Brücken über die Theis gab. Indessen waren Susanne Schödel und Georg Theisinger mit weiteren Piloten ins Dorf marschiert.

Freundlich und dezent nahm sich die Polizei der Piloten an. „Wir wussten nicht, ob wir nun festgehalten  werden, oder zum Schutz in der Polizeistation bleiben sollten" so Susanne. Eine sehr freundliche Lehrerin dolmetschte und war hier eine wertvolle Hilfe. In rabenschwarzer Nacht wurden die Flugzeuge wieder gefunden und abgebaut. Aus den verschlammten Äckern kam man nur mit Mühe  heraus.

Ein Österreichischer Pilot fand sein Flugzeug gar nicht mehr und kehrte erst am nächsten Tag gegen 15.00 Uhr zurück. Auf dem Rückweg wurde die Grenze nochmals  zur Strapaze. Erst nach penibler Abfertigung war der Weg nach Szeged in Ungarn frei. Nach 03.00 Uhr in der Nacht kehrte Schödel mit ihrer Mannschaft Walter Eisele und Ingrid Blecher zurück.

Die Wettbewerbsleitung  erklärte den kommenden Flugtag zum Ruhetag für die 15-Meter Klasse. Denn für die Mannschaften hieß es jetzt, völlig verschlammte Flugzeuge, Hänger und Autos zu reinigen. „ Das war Abenteuer pur", erläuterte die Frankfurterin ihren Teamkameraden.

Und am 03. August hob die Langenselbolder Thermikjägerin schon wieder ab. Dieses Mal liegt die letzte Wende in Rumänien! Das Abenteuer Segelflug-WM geht in die Verlängerung.